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Ein unvergesslicher Moment: Die Ära von The Witcher 3
Am 19. Mai 2015, in den späten Stunden eines schwülen Frühlingsabends, saß ich in der Kantine von CD Projekt Red. Um mich herum herrschte das Chaos einer Mitternachtspremiere, die Tausende von Gamern in ein Einkaufszentrum in Warschau gelockt hatte. Kalte Pizza lag vor mir, und während ich hineinbiss, dachte ich hektisch über die schwindelerregenden Möglichkeiten nach, die vor der polnischen Spieleentwicklerfirma lagen. The Witcher 3: Wild Hunt war nicht nur ein Spiel, es war der Aufstieg eines Studios, das vom Underground zu einem der bedeutendsten Namen in der Gaming-Branche geworden war.
Mit mittlerweile über 60 Millionen verkauften Exemplaren wissen wir, dass dieser Aufstieg nicht nur der Hoffnung entsprang – es wurde zur Realität. The Witcher 3 ist nicht nur ein weiteres Rollenspiel, sondern ein Meisterwerk, das eine komplexe und lebensnahe mittelalterliche Welt erschafft. Plötzlich waren wir nicht nur Spieler; wir waren Teil einer lebendigen Geschichte, einer rauen Welt voller Mythen, Monster und menschlicher Dilemmata, in der Grau den Ton angibt.
Aber während wir jubelten, hatte die Reise für CD Projekt Red ihre Schattenseiten. Der Umstieg auf die futuristische und fehlerbehaftete Welt von Cyberpunk 2077 im Jahr 2020 brachte nicht nur große Verkaufszahlen, sondern auch einen Tsunami an Kritik. Das Debakel um die PS4-Version kam einem Albtraum gleich – ein Rückschritt, der dem Studio die notwendige Zeit gab, sich zu orientieren und wieder auf Kurs zu kommen. Drei Jahre später, nach endlosen Patches und einer Expansion, begann sich das öffentliche Bild zu wandeln.
Jetzt, wo wir auf The Witcher 4 blicken, ist es sinnvoll, nicht nur die leuchtenden Momente des Erfolgs zu beleuchten, sondern auch die Lektionen, die CD Projekt Red auf dem Weg gelernt hat.
Der Weg zum Meisterwerk
Die Entstehung von The Witcher 3 war ein aufregender Prozess, der mit einer gewissen Naivität begann. Zu bedenken ist, dass die Entwickler vor 14 Jahren noch nie ein Open-World-Spiel erschaffen hatten. Marcin Blacha, der Hauptautor des Spiels, erinnert sich an die anfängliche Begeisterung: „Wir waren so enthusiastisch, dass wir den Mut hatten, mit neuen Ideen zu experimentieren.“ Ziemlich kühn, wenn man bedenkt, dass sie mit einem Budget und einem Zeitrahmen gearbeitet haben, die sie unter enormen Druck setzten.
Die entscheidende Idee, Ciri als zentrale Figur einzuführen, war maßgeblich für das ganze Franchise. Blacha war sich damals nicht bewusst, dass sie mit dieser Entscheidung die Richtung von The Witcher für die kommenden Jahre prägen würden. „Die Beziehung zwischen Geralt, Ciri und Yennefer ist der Kern der Geschichte,“ erklärt Blacha, und genau hier liegt das Herzstück: Die zwischenmenschlichen Beziehungen in einer feindlichen Welt erweitern das Narrativ jenseits der bloßen Monsterjagd.
Aber während Ciri in der Spielwelt eine tiefere Dimension erhielt, entstand gleichzeitig eine Diskrepanz zur Buchvorlage. Umfragen ergaben, dass Spieler sie als „nervig“ empfanden. Daher entschied man sich, Ciri zu „alter“ und „vielschichtiger“ zu gestalten, was sich als bewusster, aber risikobehafteter Schritt herausstellen sollte. Der Spagat zwischen literarischer Treue und dem Wunsch nach eigenständiger Charakterentwicklung ist eine der vielen Herausforderungen, die das Studio durchlaufen musste.
Die emotionalen Geschichten hinter der Jagd
Ein Schlüsselmoment in The Witcher 3 ist der berühmte Handlungsstrang rund um den „Bloody Baron“. Der Charakter ist nicht nur ein einfacher Auftraggeber, sondern ein komplexes Porträt eines Mannes, der mit seiner Vergangenheit kämpft – und in gewisser Weise ein Spiegelbild unserer eigenen menschlichen Kämpfe. Pawel Sasko, der an der Entwicklung des Quests erfolgreich mitwirkte, hebt hervor: „Wir bieten Raum für die Spieler, ihre Meinung über komplexe Charaktere zu verändern, was in vielen anderen Spielen nicht der Fall ist.“
Die Tiefe und der emotionale Gehalt dieser Quest-Linie bleiben einzigartig und sind ein Paradebeispiel dafür, wie Spiele nicht nur Unterhaltung, sondern auch Reflexion über menschliche Tragödien sein können. Die Herausforderungen, die die Charaktere erleben – von Missbrauch bis zu Verlust – machen sie greifbar und laden die Spieler ein, sich in ihre Perspektiven hineinzuversetzen.
Bei der berühmten Schlacht von Kaer Morhen, die sich gegen die Wild Hunt entfaltet, treiben diese emotionalen Momente die Spielfigur Ciri von der Jagdenden zur Jägerin. Vesemirs Tod, so brutal inszeniert, verstärkt die Dramatik und lässt uns als Spieler die Gewichte und Lasten der Entscheidungen, die wir im Laufe des Spiels getroffen haben, deutlich spüren.
Rückschläge und Lektionen
Es gab dennoch harte Lektionen. Sasko gesteht, dass die Einführung der „Witcher-Sinne“ anfangs übertrieben wurde und in vielen seiner Ansichten als unnötig empfunden wurde: „Wir waren davon überzeugt, dass wir dem Spieler ein wirklich immersives Erlebnis bieten, aber am Ende haben wir den Eindruck hinterlassen, dass es zu viel war.“ Diese Selbsterkenntnis ist wichtig, und sie zeigt, dass Growth – das Streben nach Verbesserung – auch in der Spieleentwicklung Hand in Hand mit Feedback und Kritik gehen muss.
Die Gelegenheit für CD Projekt Red, sich zu refokussieren und aus den Fehlern von Cyberpunk zu lernen, ist entscheidend. „Wir haben viel über den Umgang mit der Erwartungshaltung gelernt. Wir sind gewachsen, und trotzdem versuchen wir, mutig zu bleiben“, so Platkow-Gilewski.
Ein neuer Anfang für The Witcher
So schauen wir gemeinsam auf das kommende The Witcher 4 und fragen uns, was es bringen wird. CD Projekt Red wird sich nicht mehr nur auf den Ruhm der Vergangenheit stützen können. Die Popularität der Netflix-Serie hat dem Franchise neues Leben eingehaucht, aber damit auch eine Vielzahl an Erwartungen geschürt. Die Entwickler müssen nun nicht nur den neuen Spielern gerecht werden, sondern auch den treuen Fans, die bereits seit der ersten Stunde dabei sind.
Die Antwort auf die Frage, wie sich die Entwickler dem Druck stellen, wird spannend sein. „Wir haben einige Lektionen gelernt, und wir glauben an unser neues Team. Sie wissen, was sie tun“, schließt Platkow-Gilewski optimistisch.
In einer Branche, die sich ständig weiterentwickelt, bleibt fraglich, ob die Geschichte von Geralt und seinen Freunden weiterhin relevant sein wird. Aber wie im Spiel selbst, liegt auch hier die Antwort irgendwo in den Schatten darüber, wie wir die Menschlichkeit selbst im Angesicht des Übernatürlichen betrachten.
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