Elden Ring Nightreign Rezension – Destillierte Seelen

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Elden Ring Nightreign: Ein fesselndes Experiment zwischen Schatten und Licht

Die Stille im Roundtable Hold spricht Bände. An den einst majestätischen Wänden sind die Schatten der Vergangenheit sichtbar, Ranken durchbrechen die morschen Dielen und die Überreste von Gideon Ofnirs Büro sind zu einem verstaubten Chaos verkommen. Hier, in dieser vertrauten, aber vernarbten Umgebung, beginnt mit Elden Ring Nightreign ein neues Kapitel. Wer sich an die unerbittlichen Kämpfe und die melancholische Poesie von From Software erinnert, wird beim Betreten dieses digitalen Raumes zwischen Nostalgie und Erstaunen hin- und hergerissen.

Nightreign ist nicht einfach die Fortsetzung eines Klassikers; es ist ein gewagtes Experiment, das sowohl die Biografie des Originals als auch die Essenz klassischer Souls-Likes in eine Multiplayer-Umgebung überträgt. Es ist als würde man das altehrwürdige Roundtable Hold in eine moderne Arena verwandeln, in der Geschwindigkeit und Teamwork das oberste Gebot sind. Während Spieler:innen der Reihe nach ihre Seelen und Geduld in den Abgrund stürzen, wird klar: Hier weht ein anderer Wind.

Das Spielprinzip von Nightreign ist verführerisch einfach, fast schon eingängig. Wähle deinen Boss, schnapp dir ein paar Freunde und wage dich auf eine Expedition, die in ein straffes Zeitfenster gepresst ist. Auf dem Weg durch Limveld, einer alternativen Version des vertrauten Limgrave, ist die Welt viel dynamischer, als die Fans es gewohnt sind. Jeder Durchgang ist einzigartig, feindliche Horden und Schätze scheinen wahllos zu wechseln, jede Expedition wird zum eigenen Abenteuer. Diese ephemeren Strukturen erinnern an moderne Spielelemente, die man in Roguelikes oder Battle-Royales findet, doch hier wird die Essenz von Elden Ring nie aus den Augen gelassen.

Die entscheidende Frage bleibt jedoch: Verliert From Software mit diesem Ansatz den gewohnten Zauber seiner Spiele? Das Gespenst des einsamen Entdeckers, der mutig durch düstere Schluchten schreitet, wird durch die aufregende Dynamik des Multiplayer-Spiels ersetzt. Statt behutsamer Erkundung und langsamen Taktierens müssen die Spieler:innen nun schnell sein, um den immer näher rückenden Flammen der Nacht zu entkommen. Doppelt schlimm wird es, wenn diese Flammen einen ins Totenreich schicken – der Verlust eines Levels wirkt wie ein kräftiger Tritt in die Magengrube.

Stellt sich die Frage, ob das neue Tempo des Spiels die tiefgründige Narration und die beeindruckende Welt von Elden Ring gefährdet. Doch Nightreign findet seine eigene Stimme innerhalb dieser vertrauten Strukturen. Zugängliche, aber herausfordernde Kämpfe gegen alte Bekannte wie den Magma Wyrm oder den Baum-Wachmann schaffen ein Gefühl von Vertrautheit und Neugier zugleich. Besonders die Night Lords, die Bosskämpfe, kitzeln das Potenzial des Spiels, indem sie nicht nur in den Schatten der Geschichte stehen, sondern auch einzigartig konzipiert sind, mit eigenen Mechaniken, die dazu einladen, die unterschiedlichen Charaktere auszuprobieren.

Der Wechsel von einem personalisierten Helden zu einer Riege von Charakteren, die sich vielseitig spielen lassen, erfrischt. Hier ist der Spieler nicht allein mit seinen Entscheidungen, sondern Teil eines Kollektivs, dessen individuelle Fähigkeiten sich harmonisch ergänzen können. Die Dynamik, mehrere Charaktere mit einzigartigen Fähigkeiten in den Kampf zu schicken, schafft ein frisches Gameplay, das den Geist von Elden Ring auf eine Weise bewahrt, die sowohl neu als auch aufregend ist.

Und so wird jede Expedition zu einer sorgfältig austarierten Mischung aus Risiko und Belohnung; die Jagd nach den besten Waffen und Zaubern wird zum Kernelement des Spiels. Aber genau hier beginnt die schleichende Tücke. Wiederholt man die gleichen Erkundungen, wird es schnell zur Routine – hier könnte Nightreign von einer stärkeren Variation im Gameplay profitieren. Wo sind die Überraschungen für Wiederholungstäter? Wo bleibt das Gefühl, das man bei einem unentdeckten Geheimnis verspürt?

Dennoch bleibt es faszinierend zu sehen, wie From Software mit Nightreign die Abgrenzungen des Genres auslotet. Es ist mühsam, sich vorzustellen, dass diese Spielweise nicht nur für die Hardcore-Fans ausgelegt ist. Jene, die die subtile Erzählkunst von Elden Ring schätzen, werden möglicherweise den Mut aufbringen müssen, sich auf diesen Machtkampf einzulassen. Die Erzähltechniken, in kleinerem Maßstab durch die persönlichen Geschichten der einzelnen Nightfarers, schaffen es zwar, die Motive und Lebensgeschichten eindrucksvoll zu beleuchten, doch der Narrativfaden schien ohne die gewohnte tiefgründige Auseinandersetzung mit der Spielwelt zu kurz zu kommen.

Der Mut, neue Wege zu gehen, ist dennoch bewundernswert. Die Entscheidung, das bestehende Universum von Elden Ring mit einem unverhersehbaren Multiplayer-Verbund zu durchkreuzen, ist ebenso erfrischend wie herausfordernd. From Software bleibt seiner Spielphilosophie treu und bietet gleichzeitig einen aufregenden Blick auf die Zukunft des Genres. Es bleibt abzuwarten, wie sich Nightreign in der Spieler:innen-Community entwickeln wird und welche kreativen Impulse der DLC möglicherweise bringen könnte. So steht man zwischen Staunen und Skepsis, genau wie im Spiel selbst: Die Nacht ist voll von Möglichkeiten, doch ob Licht oder Schatten überwiegen, hängt ganz von den Entscheidungen der Spieler:innen ab.

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